Allgemein, Golf, Schuhmanufaktur

Blick hinter die Kulissen – von Schlaglöchern und Spucke-Tests

Wir waren mit Enrico auf Tour: bei einem seiner Lederlieferanten und bei der Firma, die ihm die Futterstoffe für seine Belleggia-Schuhe liefert, die er manchmal auch außen einsetzt.

Von Fermo aus hat man einen spektakulären Blick zum Meer und zu den im Januar schneebedeckten Bergen.
Von Fermo aus hat man einen spektakulären Blick zum Meer.

Von Fermo aus entfernten wir uns aus den landwirtschaftlich geprägten Marken und entdeckten die klein-industrielle, von Schuhbetrieben charakterisierte Seite der Marken bei Civitanova Marche. Am imposantesten ist sicher der „Palazzo“ von Tod`s: Diego della Valle ist der Hauptarbeitgeber der Region und tut auch sonst viel Gutes, etwa für die Erdbebenopfer in Arquata del Tronto.

Andere Betriebe liegen eher versteckt. Enrico erzählt, dass er lange gebraucht hat, um die richtigen Partner zu finden. Bei seinem Schuh spielen so viele Komponenten mit, dass bei Fehlern eines Zahnrädchens buchstäblich der ganze Schuh schief wird. „Am Anfang hatte ich einige Probleme“, erzählt er freimütig. „Aber inzwischen habe ich die richtigen Zulieferer gefunden.“ Etwa die Firma, die sich etwas großspurig Miami nennt, sich ein schickes Gebäude hingestellt hat, davor aber eine Privatstraße mit kratertiefen Schlaglöchern zulässt. Das erlebt man hier öfter, wird alles nicht so eng gesehen, fährt man halt vorsichtiger. Miami liefert ihm die Sohlen bzw. das eingebrachte Dämpfungsmaterial dafür.

Für uns spannender war der Besuch in einem der Lederlager. Bis unter die Decke stapeln sich in mehreren Regal-Gängen die Ledersorten in den verschiedensten Farben und Qualitäten. Dabei lernten wir, dass der Spucke-Test der ausschlaggebende für Enrico ist: Bleibt nach dem Befeuchten des Leders, meist Kalbsleder, eine Verfärbung zurück, ist es nicht für Belleggia-Schuhe geeignet. Schließlich geht ein Golfer oder Walker auch mal im nassen Gras. Und das sollte man dem Schuh hinterher nicht ansehen. Wählt der Farbenmensch Enrico ein Muster, muss es kleinteilig sein. Großformatige Muster wirken auf den relativ kleinen Partien auf den Schuhen nicht.

Ich war ganz stolz, als der Meister ein von mir entdecktes apricotfarbenes (Ziegen-)Leder ebenso mitnahm wie ein himmelblaues. Mein lieber Mann Michael entdeckte ein unregelmäßig rot-weiß geschlängeltes, das nun Enricos Inspiration herausfordert. Und gemeinsam haben wir noch einen Leoparden-Print ausgesucht – für die ganz Extravaganten! Bei den Innenfutterstoffen hat Enrico kaum Auswahl: Gibt es unzählige Lederanbieter, so hat sich auf die wenig spektakulären Sportschuh-Futter nur ein einziger Betrieb der Region spezialisiert. Aber der kann es: Belleggia-Schuhe halten im Winter warm und lassen den Fuß im Sommer atmen und nicht schwitzen. Wir haben es ausprobiert!

Und nun sind wir gespannt, was Enrico Belleggia aus „unseren“ Lederstücken demnächst für Schuhe entwirft. Auf jeden Fall ist klar: Es wird höchstens jeweils drei Schuhe aus diesen besonderen Schmuckstücken geben, denn eine Ziege ist schließlich deutlich kleiner als eine Kuh!