Auf Italienisch heißt der Schuh „la scarpa“, die Schuhwaren dagegen sind „la calzatura„, obwohl „la calza“ übersetzt der Strumpf heißt. Also die „Strumpf-Bedeckerei“? Strano, merkwürdig. Noch merkwürdiger wird es, wenn man in die Terminologie der Schuh-Industrie Einblick bekommt. Da erzählt uns Enrico Belleggia in schönstem Hochitalienisch von den Komponenten seines Schuhs. Und auf einmal höre ich ein deutsches Wort: „Importante è il fussbett.“ Bitte, come? „Sì, il fussbett.“, wiederholt Enrico.

Noch nie hat er gehört, dass dies ein deutsches Wort ist. Er wundert sich, dass wir erstaunt lachen müssen. Jeder, der mit Schuhen arbeitet, benutzt il fussbett ganz selbstverständlich für das, was es auch bei uns ist, ein Fußbett, allerdings mit scharfem ß, das nun wahrlich in keine andere Sprache übernommen wurde. Il fussbett ist ein sogenannter Germanismus wie „Schadenfreude“ oder „Kindergarten“ – zusammengesetzte Worte mit starker Bildkraft, die von den Engländern in ihre Sprache integriert worden sind.
Somit wollen wir auch ein englisches Wort für unsere italienischen Schuhe verwenden: „Slow Foot„. Ja, natürlich sind wir auch Mitglied bei „Slow Food„, denn schließlich lieben wir ehrliche Lebensmittel wie unser Olivenöl Olio Piceno. In Anlehnung daran spreche ich bei den Belleggia-Schuhen ab sofort von „Slow Foot„, weil hier bewusst nichts schnell geht. Die Schuhe werden wunschgemäß jeweils einzeln in Handarbeit hergestellt – und das kann dauern. Meist nur ein paar Tage. Aber da wir 800 Kilometer entfernt in Bayern leben und nur etwa alle sechs Wochen in unsere Zweitheimat, die Marken, fahren, müssen sich Schuhbesteller etwas gedulden. So holen wir die nächsten schönen Belleggia-Kartons in den italienischen Nationalfarben erst im März ab. Für ganz eilige springt eine Freundin als Kurier ein, die in den Faschingsferien in den Marken ist, so dass wir einige Paare auch schon Ende Februar haben werden. Aber die Geduld lohnt sich ja!